Das wichtigste Quartal für die Vermarkter steht bevor: Das Jahresendgeschäft. Zudem wirft das Jahr 2017 bereits die Schatten voraus. United Internet hat bei Fachjournalisten nachgehakt: Welche Themen bestimmen das Jahresendgeschäft mit? Und was für politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen werden das Online-Marketing-Geschäft im kommenden Jahr prägen?  Hier die Antworten unserer Journalistenumfrage in alphabetischer Reihenfolge.

Katrin Ansorge  - HORIZONT 

Wohl oder übel wird sich die digitale Wirtschaft mit einem der wichtigsten Gesetze des 21. Jahrhunderts auseinandersetzen müssen: der Europäischen Datenschutzgrundverordnung. Neue Informations- und Dokumentationspflichten und zahlreiche auslegungsbedürftige Regelungen werden großen Teilen der Branche einen unverhältnismäßig hohen bürokratischen Mehraufwand bescheren. Zwar müssen sich fortan auch die großen US-Unternehmen wie Google und Facebook an EU-Datenschutzrecht halten, was durchaus erwähnens- und begrüßenswert ist. Die Macht ihrer monopolartigen Dienste, die seit jeher diverse Einwilligungen des Nutzers voraussetzen, wird dadurch allerdings kaum beschnitten werden – im Gegenteil.

Andere, nicht weniger große Probleme bringen nach wie vor Themen wie Adblocking und Ad Fraud sowie schlechte Viewability-Werte mit sich. Weil: Sie erschüttern das Vertrauen in die Wirksamkeit von Onlinewerbung in ihren Grundfesten, und dabei ist Adblocking auf dem Smartphone noch nicht einmal angekommen. Die Gründung der "Coalition for better ads" zur Dmexco war ein Schritt in die richtige Richtung. Jetzt müssen die  Beteiligten aber auch schnell gute Lösungen präsentieren.

Christian Erxleben - INTERNET WORLD Business

Die Datenschutzdebatte sollte und wird hoffentlich die Branche im Jahresendspurt 2016 sowie im gesamten kommenden Jahr beschäftigen. Trotz des Aufschreis nach den Enthüllungen von Edward Snowden vor drei Jahren scheinen alle Player auf dem Markt die Bedeutung der Persönlichkeitsrechte im Netz schon wieder vergessen zu haben. Werber und Verlage sammeln weiter massig Daten. Die Nutzer sind von den jüngsten Kooperationen zwischen Yahoo, Twitter und den US-Sicherheitsbehörden erneut überrascht. Das verwundert und schockiert. Damit das Vertrauen in die digitale (Werbe-)Wirtschaft nicht komplett verloren geht, ist ein transparenter Umgang für mich Basis und Grundvoraussetzung für die Zukunft des Online-Marketings.

Dominik Grollmann  - iBusiness

Das Spannungsverhältnis zwischen Online-Marketing und Datenschutz wird die kommenden Monate bestimmen. Es liegt beinahe in der Natur der Sache, dass es keine schnelle Lösung gibt. Denn einerseits kann die Marketingindustrie nicht auf Datenverarbeitung verzichten. Qualität, Effizienz und Zukunft der Werber stünden auf dem Spiel. Aber auch "die andere Seite" wird sich nicht schnell entspannen. Denn mit dem Thema Privacy sind viele diffuse Ängste und Sorgen verbunden. Erfahrungsgemäß lässt sich dies nur begrenzt auf argumentativer Ebene lösen. Gewöhnung und (positive) Erfahrungen sind mindestens ebenso wichtig, um Ängste abzubauen. Dies erfordert schlicht Zeit. Vorsichtiges Drängen, zurückstecken und wieder fordern - dieser anstrengende Annäherungsprozess wird die Branche noch lange begleiten.

Schneller dürfte wohl der Umgang mit Adblockern erledigt sein. Nach dem Flop mit dem Leistungsschutzrecht wird es die Verlegerlobby schwer haben, eine weitere gesetzliche Regulierung durchzufechten. Zumal mit sinkenden Auflagen auch das politische Gewicht der Verleger schwindet - und es ist zu vermuten, dass das LSR eher auf diesen Einfluss als auf die besseren Argumente zurückzuführen ist.

Die sogenannten GAFA bietet schon jetzt viel Konfliktpotenzial: Wettbewerbsrecht (Google), Steuern (Apple), Hate Speech (Facebook) und Arbeitsbedingungen (Amazon). Erstaunlicherweise hat es die eigentliche wirtschaftspolitische Herausforderung noch nicht auf die Agenda geschafft: Die GAFA-Vormacht sorgt dafür, dass ein immer größerer Teil der Wirtschaftsleistung aus Europa entnommen wird - seien es Werbebudgets, Einzelhandels- oder App-Store-Umsätze. Vielleicht liegt dies daran, dass sich dieses Problem kaum durch einen negativen Einschnitt (Regulierung), sondern allein durch positive Förderung (Start-up-Kultur) lösen lässt. Letzteres ist meist sehr viel schwieriger zu bewerkstelligen.

Hier geht es zum zweiten Teil der Umfrage.