Daniel Häuser, Chefredaktion Clap Magazin 

Etliche Nächte habe ich durchmachen müssen – weil ich mit der mühseligen Transkription von Interviews beschäftigt war. Das ist vorbei. Seit die KI mir diese Arbeit abnehmen kann, spare ich Unmengen an Zeit. Und das soll so bleiben. Zumal die Erkennungsgenauigkeit des gesprochenen Wortes für mich immer noch verblüffend gut ist. Die neuen Möglichkeiten nutze ich seit rund zwei Jahren. KI-Transkription ist für mich nach wie vor die überzeugendste Lösung. 

Anderswo gibt es schon Abnutzungserscheinungen. Nach dem ersten Aha-Effekt haben sich viele Nutzer offensichtlich an KI-Bildern satt gesehen. Wird ein Beitrag mit einem KI-Bild illustriert, so sinkt die Zahl der Leser fast zwangsweise, so die Erfahrung. Insofern kommen solche Bilder bei Clap nur noch gezielt und eher selten zum Einsatz. Einen recht erfolgreichen Beitrag – anderswo wurde die Idee redaktionell aufgegriffen – konnten wir mit Clap allerdings mit dieser Geschichte zur Sahra Wagenknecht-Partei erzielen. 

Für die allgemeine Recherche hat sich Perplexity als Mittel der Wahl durchgesetzt. Jedoch würde ich nicht sagen, dass Google damit bei der Web-Recherche vollständig abgelöst wird. Aber Perplexity kommt mittlerweile häufiger zum Einsatz als Google. Der Zeitgewinn, um sich bei einem Thema einfach einen Überblick zu verschaffen, ist teilweise erheblich. Dennoch ist so manches Mal Vorsicht geboten: Dass Perplexity einen Fakt falsch interpretiert oder ungenau anzeigt, ist bei unseren Anwendungen öfters vorgekommen. Ganz ohne letzten Faktencheck geht es nicht!

Leider ist Daniel Häuser im Februar 2025, kurz nach Erscheinen des Artikels, unerwartet verstorben. 

Eine persönliche Ergänzung:

“Vielen Dank, Daniel, für Deine offene, kritische und konstruktive Meinung. Wir werden Deine kundige Branchenstimme und Deinen Esprit nicht nur an dieser Stelle vermissen. Es zeigt sich einmal mehr, woran Künstliche Intelligenz scheitern wird. Sie wird Deine Erfahrung und Deine Person niemals ersetzen können. Kay.”

Thomas Nötting, Journalist und Kommunikationsberater 

Die Herausforderung: KI verändert unser Leben und unser Arbeitsleben. Das gilt auch für den Journalismus. Schon heute werden mit KI viele einfache und standardisierte Beiträge erstellt, die früher von menschlichen Autoren geschrieben wurden – und das nicht einmal schlechter. Und die Algorithmen werden stetig besser und schlauer. Unambitionierter und schlechter Journalismus, der sich darauf beschränkt, zu rekapitulieren, was “das Netz” und Pressestellen vorgeben, könnte vermutlich bald weitgehend ohne humanes Personal auskommen. 

Deshalb sollten sich Journalisten auf den Kern ihres Berufs konzentrieren. Maschinen können zwar virtuos Dinge adaptieren, aber sie haben keine Haltung. Sie fragen nicht kritisch nach und können nicht investigativ recherchieren.

Die Chance: Die KI kann für Journalisten ein wertvolles Werkzeug sein, ihren Job besser zu machen. Das beginnt bei der schnelleren Erfassung von gesprochenem Text, wo früher noch stundenlang Interview-Bänder abgehört werden mussten. Und endet bei der effektiveren Durchdringung großer Datenmengen bei datenjournalistischen Recherchen. So bleibt Journalisten mehr Zeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. 

Lisa Priller-Gebhardt, freie Journalistin (Süddeutsche Zeitung, Die Welt, kress)

Welche Spielarten und Anwendungen mit Hilfe Künstlicher Intelligenz möglich sind, das ist im Kollegenkreis immer wieder mal Thema. Doch ich stelle fest, dass die anfängliche Begeisterung für die Tools nachgelassen hat. Auch bei mir. Aus einem einfachen Grund: Vor allem ChatGPT liefert keine Texte, die meinen Qualitätsansprüchen – und denen meiner Auftraggeber – genügen. Noch nicht. Auch bei Investigativ-Geschichten kann mir die KI sowieso nicht helfen.

Aber: Als Hilfsmittel beziehungsweise Sparringspartner setzte ich KI regelmäßig ein. Beispielsweise, um die Liste meiner Interviewfragen zu erweitern oder zu ergänzen. Ich freue mich, wenn ChatGPT noch einen Aspekt aufspürt, an den ich so nicht gedacht hätte. Oder um einen Text zu kürzen, der die vorgegebene Zeichenzahl überschritten hat. Privat suche ich auch gerne nach Rezepten oder Reisezielen. Aber Obacht: ChatGPT halluziniert immer noch gelegentlich. Die KI hat behauptet, es gäbe am Wohnort meiner Tochter ein Wasserschloss. Bei weiterer Recherche hat sich dann herausgestellt, dass dieses 83 Kilometer (!!) entfernt liegt. 

Neben ChatGPT gehören DeepL zur Übersetzung und das Language Tool zum Aufstöbern von Rechtschreib- und Grammatikfehlern zu gerne genutzten Anwendungen. Aber auch hier heißt es: Genau hinschauen, da die Änderungsvorschläge nicht immer zutreffend sind.

Wenig Erfolg hatte ich bisher mit Tools zum Transkribieren von Audiodaten. So saß ich vor kurzem für einen Auftraggeber in einem Panel zum Thema Umwelt, bei dem die Schauspielerin Cate Blanchett eine Keynote hielt. Ich habe die Audio-Datei in unterschiedliche Tools hochgeladen und sie dann mit anderen KI-Anwendungen übersetzen lassen. Das Ergebnis: Totales Kauderwelsch. Die optimale Lösung habe ich noch nicht gefunden.

Rolf Schröter, Chefredakteur W&V 

Generative KI-Tools können helfen, Zeit zu sparen. Sie unterstützen Journalistinnen und Journalisten zum Beispiel beim Brainstorming von Headlines oder bei der Strukturierung und Zusammenfassung von längeren Texten. Auch bei der Recherche können sie hilfreich sein; allerdings ist der Output nur so gut wie die Datenbasis, die jeweils zugrunde liegt. Mehr denn je kommt es auf die journalistische Sorgfaltspflicht an. Die Nutzung von KI-Tools kann nicht die Quellen-Recherche ersetzen. Bis auf weiteres sind Large Language Models (LLM) anfällig für Desinformation, Artefakte und inhaltlichen Bias. 

KI-Agenten können darüber hinaus helfen, journalistische Workflow-Prozesse zu vereinfachen. Auch Bild-KIs wie Midjourney können die journalistische Arbeit vereinfachen. Stand Anfang 2025 ist die Qualität noch eher mittelmäßig, aber die qualitative Entwicklung ist rasant. Insbesondere im Bewegtbildbereich besteht die große Gefahr von Deepfakes und Desinformation. Aus geschäftlicher Perspektive stellen sich bei der Nutzung von KI-Tools zudem urheberrechtliche Fragen, die noch nicht juristisch einwandfrei geklärt sind.