Wir haben Fachjournalisten aus der Kommunikationsbranche nach ihrem Umgang mit den Social-Media-Netzwerken befragt. Denn sie arbeiten in der Praxis damit Tag für Tag und müssen darüber schreiben. Von den Experten wollten wir wissen:

"Welche Social-Media-Kanäle nutzen Sie tatsächlich – privat wie beruflich? Welchen Kanälen haben Sie wieder den Rücken gekehrt?"

So haben sie geantwortet  (alphabetisch):

Tina Bauer – OnlineMarketing.de

Die Social Channels, die ich beruflich und ebenfalls privat hauptsächlich nutze, sind Facebook und Instagram. Twitter sowie Xing nutze ich hauptsächlich zu beruflichen Zwecken, etwa um unsere Artikel zu teilen.

Facebook ist für mich News-Aggregator Nummer eins und dementsprechend ist auch tagsüber ständig ein Tab offen, damit ich keine Trending Topics verpasse. Die Ablenkungsgefahr ist dabei nicht gering, aber durchaus tolerierbar, dafür, dass ich für meine Zwecke individualisierte News bekomme. Wir haben auch einen Instagram-Channel, der allerdings noch nicht so richtig bespielt wird. Es ist allerdings geplant, dies in den kommenden Monaten zu ändern. Auch privat nutze ich Instagram häufig und gern, was wohl in meinem Background als Fotodesignerin begründet liegt. Instagram macht einfach Spaß und die Usability ist unschlagbar. 

Womit ich mich bisher leider weder beruflich noch privat allzu sehr auseinandergesetzt habe, ist Snapchat. Ich bin davon überzeugt, dass die Plattform gekommen ist, um zu bleiben und mit der Zeit auch hierzulande schnell an Relevanz gewinnen wird. Im Mai bin ich auf der Engage in Prag und erhoffe mir da einige Insights, die ich auch umsetzen kann. Darüber hinaus werden wir demnächst ein Snapchat-Seminar veranstalten, weil wir einfach sehen, dass kaum ein Weg mehr daran vorbeiführt und man nur gewinnen kann, wenn man ein wenig Expertise zu dem Thema aufweist.

Die meisten anderen Netzwerke habe ich zeitweise ausprobiert, bin davon aber wieder abgekommen, weil sie für uns keine Relevanz haben: Vine, Periscope und auch das bei uns wenig bekannte Fyuse waren mal ziemlich heiße Kandidaten auf meiner Favoriten-Liste, wobei sich Fyuse am längsten halten konnte. Mit dieser App kann man räumliche Fotos machen, das ist ziemlich spannend und visuell extrem ansprechend. Ich weiß leider auch nicht genau, wieso ich da so inaktiv geworden bin. Vermutlich hatte ich einfach keine tollen Ideen mehr.

Periscope nutze ich überwiegend passiv, schaue mir also lieber Streams an, als selbst aktiv zu werden und Vine ist mit seinen 6-Sekunden Videos eher ein kleines Gif-Netzwerk, ganz nett, aber für mich irrelevant.

Susanne Gillner – Internet World Business

In Sachen Social Media überschneidet sich bei mir teilweise die private und berufliche Nutzung. Twitter und Facebook zum Beispiel verwende ich sowohl im privaten wie auch im beruflichen Kontext. Ein Grund ist, dass ich einige Geschäftsfreunde auch privat kenne und daher auch via Facebook mit ihnen verbunden bin. Auf Twitter tweete ich sowohl branchenrelevante Themen als auch mal Kommentare, die meine persönliche Meinung ausdrücken.

Klar beruflich hingegen sind Xing und LinkedIn. Nur privat nutze ich Instagram und Pinterest. Google+ habe ich den Rücken gekehrt. Wir als internetworld.de verwenden den Kanal zwar noch, aber für mich persönlich hat er wenig Mehrwert. Mit Snapchat experimentiere ich derzeit noch – Ergebnis offen.

Dominik Grollmann – iBusiness

Laut-Sprechen liegt mir weder beruflich noch privat besonders. Wenn ich kommuniziere, will ich bestimmte Menschen erreichen. Aktiv nutze ich Facebook oder Twitter deswegen privat eher ungern und beruflich nur, um einen bestimmten Zweck zu erreichen. Beispielsweise um eine Umfrage anzuschieben. Ähnlich verhält es sich mit der passiven Nutzung. Von lustigen Videos abgesehen sind Facebook und Twitter vor allem Linkschleudern. Da können interessante Sachen dabei sein – bei Twitter mehr, bei Facebook weniger. Die ganze halbprivate, halböffentliche Statusupdaterei ist für mich dagegen so aufregend wie RTL2 um 1:30 Uhr.

Sowenig wie ich im echten Leben auf Bierbänke steige und ins Wirtshaus rufe, so wenig mache ich das im virtuellen. Zumindest nicht, solange ich einigermaßen nüchtern bin. Deswegen nehme ich im virtuellen Raum lieber einen Messenger. Egal welchen, notfalls auch Skype, aber inzwischen ist ja eh jeder auf WhatsApp. Immerhin: Mit diesem Kommunikationsverhalten bin ich nicht allein. Auch Mark Zuckerberg schwört inzwischen darauf.

Das berufliche Äquivalent dazu heißt Xing und ist so konservativ, spießig und garantiert spaßfrei, dass sich mit Sicherheit kein privater Kontakt darin verliert, der sich für's Kino verabreden will. Für mich perfekt, denn ich suche ein effizientes Kommunikations-Werkzeug und will nicht die Organisation meines Kindergeburtstag mit meinem nächsten Interview-Partner teilen.

Giuseppe Rondinella – Horizont

Ich verwende recht viele Social-Media-Kanäle. Zum einen, weil ich mich gerne mit Freunden und Bekannten auf verschiedenste Art und Weise austauschen möchte. Zum anderen, weil man als Fachjournalist für Medien- und Marketingthemen genauestens über die Plattformen Bescheid wissen sollte, über die man jeden Tag berichtet. Neben den Klassikern wie Facebook, Twitter und Whatsapp nutze ich privat regelmäßig Instagram, Xing, LinkedIn und Youtube. Bei Letzterem kann man sich streiten, ob die Bezeichnung „Social Media“ angebracht ist. An Snapchat habe ich seit etwa einem halben Jahr großen Gefallen gefunden. Ganz frisch auf meinem Smartphone ist Musical.ly – die neue Hype-App der Teenies. Interessant, wo sich die ganz junge Zielgruppe derzeit so rumtreibt, aber die App ist definitiv nichts für mich. Beruflich sind all diese Social-Media-Kanäle ebenfalls relevant – in erster Linie zur Recherche. Medien, Werbungtreibende und Agenturen sind mittlerweile nicht nur auf Facebook und Twitter aktiv, sondern eben auch immer häufiger auf Snapchat oder Instagram.

Den Rücken gekehrt habe ich schon vielen sozialen Plattformen. Das kommt daher, dass ich gerne neue Apps ausprobiere, installiere und wieder lösche, wenn sie mir nicht gefallen. Die jüngsten Opfer waren Pinterest und YouNow. Nächster Kandidat könnte Periscope sein. Ich selbst streame zwar nicht, schaue mir aber ab und an gerne die Livestreams anderer Nutzer an. Mal sehen, wie lange ich daran noch Gefallen finde.