Not macht erfinderisch. Dies gilt auch für Smart Services. Etwa in der Druckerindustrie. Neben sich verändernden Lesegewohnheiten leiden Printprodukte im Vergleich zu  digitalen Angeboten auch unter zusätzlichen Kostenfaktoren wie physische Distribution sowie der maschinellen Herstellung auf Papier. Der Konzern Heidelberger Druckmaschinen musste auf den Kostennachteil reagieren und die Produktion verbilligen. Eine wichtige Maßnahme dabei: Die Maschinen sind mit Sensoren ausgestattet, die einen steten Strom von Daten liefern, etwa über den Zustand von Verschleißteilen. Zusammengetragen, ergänzt durch externe Daten und aufbereitet durch Analysetools, liefert der Datenpool den Kunden Informationen über den Zustand des Maschinenparks, Wartungszyklen, mögliche Produktionsausfälle und vieles mehr. Heidelberger Druck hat sein Kernprodukt also durch Smart Services ergänzt, um seine Angebot zu verbessern und den Kunden Mehrwert zu bieten.

Smarte Dienste erweitern oftmals bestehende Produkte, um datenbasierte Anwendungen. Wie die schlauen Services das Leben von Millionen E-Mail-Nutzern erleichtern können, zeigen die zu United Internet gehörenden Freemail-Portale WEB.DE und GMX. In Zusammenarbeit mit den Logistikern DHL und DPD und unterstützt durch Künstliche Intelligenz (KI) haben die beiden Webportale einen Beta-Test zur "Paketverfolgung" durchgeführt. Im E-Mail-Bereich des Accounts können WEB.DE- und GMX-Kunden in der eigens geschaffenen Rubrik "Bestellungen" in Echtzeit verfolgen, wo ihre online bestellte Ware gerade steckt und wann sie bei ihnen eintrifft.

Das smarte Postfach sortiert die E-Mail-Fülle in einzelne Kategorien
Der Test ist der Startschuss für den Ausbau des  „Intelligenten Postfachs“, das den Usern ein ganzes Paket von smarten Diensten anbieten soll. Kurz gesagt: Das smarte Postfach wird die E-Mail-Fülle in Kategorien wie "Business", "Shopping" oder "Reisen" vorsortieren. Nutzer können diese dann bequem über getrennte Bereiche abrufen – ein smarter Service, der Zeitersparnis und Arbeitserleichterung garantiert.

Über das elektronische Postfach werden Nutzer mit einem steten Strom an Status-Updates zu Bestellungen, Angeboten und Neuigkeiten beliefert. WEB.DE und GMX optimieren deshalb die E-Mail und ihre Handhabung für die Verarbeitung dieser Informationen. Das geht natürlich nur mit der Einwilligung der Nutzer. Nur mit deren expliziten Zustimmung kann die Intelligenz die erforderlichen Daten aus der E-Mail extrahieren und für eine direkte Nutzung durch den Kunden aufbereitet darstellen. Die Künstliche Intelligenz sorgt damit für Transparenz im Postfach. "Für den Nutzer ist es dann nicht mehr notwendig, die gesamten Nachrichten zu lesen, da das Intelligente Postfach alle relevanten Informationen und Interaktionen übersichtlich darstellt", sagt Christian Schäfer-Lorenz, Head of Product Management Applications, bei 1&1 Mail & Media, dem Betreiber von WEB.DE und GMX.

Solche alltagstauglichen und ausgereiften smarten Dienste sind bisher noch Raritäten. Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften fand in einer Untersuchung heraus, dass die Rentabilität von Smart Services häufig noch sehr gering ist. Von den entsprechenden Geschäftsmodellen der 500 größten deutschen Unternehmen haben erst rund drei Prozent Geld erwirtschaftet.

Grund dafür ist unter anderem die mangelnde Digitalisierung vieler Unternehmen. Ohne die Vernetzung von Anwendungen und Produkten sind Smarte Services kaum umsetzbar. Nur wer künftig seine gesamte oder große Teile seiner Prozesskette digital darstellen und mithilfe externer Quellen zu Smart Data veredeln kann, wird anschließend seinen Kunden entsprechende, hochspezielle Dienste verkaufen.

Dabei erfordern smarte Dienste eine offene Unternehmenskultur, die neue Formen der Agilität und Dynamik zulässt. Im Idealfall entstehen vollautomatisierte Marktplätze mit angeschlossenen Ökosystemen, auf denen Produkte und Dienstleistungen nicht nur angeboten und verkauft, sondern auch gemeinsam entwickelt werden. Dabei tauchen indes Fragen auf, wie: Mit welchen Unternehmen kann und will ich wie Daten teilen? Was wollen User und wie schaffe ich für alle Seiten einen Mehrwert?

Erst Standards ermöglichen den technischen und rechtssicheren Austausch von Daten
Smart Services werden ein wesentlicher Bestandteil der Industrierevolution 4.0 sein. Dafür müssen aber Standards entwickelt werden, die einen technischen und rechtssicheren Austausch von Daten überhaupt erst möglich machen. Nur so lassen sich Geschäftsmodelle dann skalieren.

Erste Ansätze sind auch in Deutschland vorhanden: Siemens und Bosch haben beispielsweise branchenübergreifende Plattformen wie MindSPHERE und IoT Suite entwickelt. Auf diesen bieten sie sowohl Services an als auch eine Entwicklungsumgebung für das schnelle Erstellen von Anwendungen. Dabei geht es vor allem um Kosten- und Ressourceneinsparungen, aber auch um Kostentransparenz.

Das Intelligente Postfach ist ein wichtiger Schritt für smarte Dienste rund ums E-Mailing
Eine reife Plattform-Ökonomie wird künftig branchenübergreifend jede Menge smarter Dienste entwickeln, deren Nutzung sich langfristig für Nutzer, Betreiber und Partner lohnen wird. Insofern ist das "Intelligente Postfach" von WEB.DE und GMX, ein wichtiger Schritt zur Entwicklung smarter Dienste im Bereich E-Mailing. Als Schaltzentrale des digitalen Lebens wird sie nicht nur Online-Bestellungen verfolgen lassen, sondern in Zukunft auch an Termine erinnern, Kaufangebote zeigen und auch Neuigkeiten zu gebuchten Reisen zeigen.  

"Das Wettrennen um die Technologieführerschaft im Internet der Dinge, Daten und Dienste ist voll entbrannt...", heißt es in dem Bericht "Smarte Service Welt" der Deutschen Akademie der  Technikwissenschaften.

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