Am 24. Oktober 2024 spricht Steffen Klusmann, Editorial Advisor von WEB.DE und GMX, auf den Medientagen München. Im Panel “Netzwerke, Kooperationen oder Abos” debattiert der frühere Chefredakteur des SPIEGEL mit Gregor Peter Schmitz (Vorsitzender der Chefredaktion, STERN) und Nina Graf (Co-Geschäftsführerin, We.Publish Foundation) sowie Moderatorin Senta Krasser. Im Zentrum steht die Frage, welche Voraussetzungen notwendig sind, um digitales Publishing heute und in Zukunft erfolgreich zu gestalten.

Im Blog-Flash gibt Steffen Klusmann einen Ausblick auf die Themen des Panels.

Herr Klusmann, Sie sprechen auf den Medientagen München über das digitale Publishing. Welche Trends sehen Sie derzeit in der Medien-Branche?

Personalisierung und die Anwendung von KI sind zurzeit die beiden großen Trends im Digitaljournalismus. Was auffällt, ist, dass die Zweiteilung in Bezahl- und in Reichweitenportale gerade wieder etwas aufgeweicht wird. Seit sich das Wachstum bei den Digitalabos abgeschwächt hat, legen einige wieder mehr Wert auf Reichweite und bieten vermehrt freie Stücke an. 

Inwiefern können Netzwerke und Kooperationen eine Lösung für mehr Reichweite sein?

Kooperationen können helfen, wenn sie qualitativ passen und eine inhaltliche Ergänzung sind. Insbesondere bei Texten und Videos, die Special Interest-Themen abdecken, machen solche Kooperationen durchaus Sinn. Man muss nicht immer alles selbst machen, zumal wenn’s andere besser können.

Wird sich durch die Bildung von Netzwerken der Publishing-Markt weiter konzentrieren und konsolidieren?

Das wird nicht ausbleiben. Der Zwang zu Größe und Skalierbarkeit hat die Medienbranche inzwischen genauso erfasst wie andere reife Industrien. Klein, aber fein funktioniert im digitalen Geschäft nur, wenn das Angebot sehr fein ist und teuer verkauft werden kann.

Viele Nutzerinnen und Nutzer geben Geld für Abos im Bereich Streaming und E-Commerce aus. Warum tut sich der Journalismus so schwer?

So schwer tut er sich gar nicht, aber die rasanten Digitalabo-Zuwächse der vergangenen Jahre sind tatsächlich erstmal vorbei. Das liegt auch am Pricing. Eine qualitativ hochwertige, gedruckte Tageszeitung kostet im Jahresabo an die 1000 Euro, solche Preise lassen sich digital kaum durchsetzen. Zumal Digitalabonnenten oft nicht mehr so loyal sind, sie probieren gern mal hier, mal dort verschiedene Angebote aus. Am liebsten zum Lockvogelpreis. Und die junge Generation konsumiert Medien sowieso anders. 

Bezahlschranken wirken sich negativ auf die Nutzung und Reichweiten aus. Werden freie Angebote wie WEB.DE und GMX davon profitieren können?

Unbedingt. Nachrichtenplattformen wie WEB.DE und GMX erreichen auch Leute, die für die etablierten Medien längst verloren sind. Weil diese Leserinnen und Leser Vorbehalte gegenüber klassischen Medien haben oder weder bereit noch in der Lage sind, dafür zu bezahlen. Das heißt: Wenn es gelingt, WEB.DE und GMX noch stärker als Anbieter von unabhängigen, glaubwürdigen, gut kuratierten und verständlich aufgeschriebenen News zu etablieren, kann daraus eine mächtige Konkurrenz für die Etablierten erwachsen. Nicht auf dem Feld der Investigation, aber im Segment der Informationsbeschaffung und Einordnung. Für den demokratischen Diskurs kann das nur gut sein.

Wie sieht der Publishing-Markt in fünf Jahren aus?

Ich fürchte, deutlich überschaubarer als heute. Wenn man sich die Entwicklung auf dem deutlich größeren US-Medienmarkt ansieht, gleicht es fast einem Wunder, wie viele Marken sich hierzulande bis zuletzt gehalten haben. Das kann und wird so nicht bleiben.

Mehr Informationen zum Panel gibt es auf der Event-Seite von UIM.